Überschreitung des Sonnjochs aus der Eng

Bergtour
Karwendel
1350 Hm
Sonnjoch
2457 m

Teilweise weglose Überschreitung des Sonnjochs bei Kaiserwetter und entsprechendem Auftrieb. Ganz nette Tour mit Bahn und Bergsteigerbus.

Ich stehe um 05:45 Uhr auf, radle zum Bahnhof, schlängele mich durch Horden besoffener Wiesn-Durchmacher und nehme die BOB um 07:10 Uhr. In Lenggries gibt es im Anschluss einen Bergsteigerbus, der in die Eng fährt und trotz Bayernticket retour nochmal 10,50 Euro extra kostet, obwohl er vom RVO ist.

Der Parkplatz in der Eng ist gerappelt voll. Scharenweise ziehen die Familien Richtung Binsalm hoch. Ich nehme einen abkürzenden Steig zur Forststraße, den ich noch gar nicht kannte. Wegen der vielen Leute gehe ich ein sehr hohes Tempo. Das Steigen geht heute gut und ich bedauere schon, keine größere Tour geplant zu haben. Der Aufstieg über den Normalweg zum Gipfel verläuft unspektakulär. Ich raste zwischendrin kurz, um ein paar Happen zu essen, obwohl ich eigentlich schon im Zug ausgiebig gefrühstückt habe.

Am langezogenen Gipfel herrscht ein Verkehr wie auf der Zugspitze. Eine Gruppe aus Franken identifiziert den Achensee zunächst als Königssee, einigt sich dann aber auf Sylvensteinspeicher. Die Aussicht ist fantastisch. Es ist windstill und die Sonne scheint so warm, dass es ohne Hemd angenehm ist.

Um die Tour interessanter zu gestalten und das Fortbewegen im weglosen Gelände zu üben, habe ich einen Abstieg über den Bärenlahnersattel und von dort zum Großen Ahornboden geplant. Zum Bärenlahnersattel führt ein bezeichneter Steig (I). Einen offiziellen Weg von dort zum Ahornboden gibt es nicht.

Im Klier ist unter 472 ein Übergang vom Falzturntal über den Bärenlahnersattel zu den Hagelhütten erwähnt. Die Beschreibung ist allerdings recht knapp: »Jenseits zuerst gerade weglos hinab. Etwa 200 Hm über der Stelle, wo sich alle von der W-Flanke der Schaufelspitze herabziehenden Gräben vereinigen, gegen links über einen Graben und gerade hinab, bis man im Wald auf einen guten Steig trifft.« Eine Schwierigkeitsbewertung ist nicht angegeben. Unter 2393 ist außerdem ein Anstieg von den Hagelhütten auf das Sonnjoch beschrieben, bei dem es an einer Stelle »problemlos auf allen Vieren zu einem Wiesngratl« geht. Dieser Weg verläuft offenbar eher im Gramaikar und erscheint mir für den Abstieg nicht geeignet. Ich werde also versuchen, der ersten Beschreibung zu folgen.

Auf der Karte ist nur erkennbar, dass viele Gräben herabziehen und sich bei etwa 1500 m vereinigen. In der morgendlichen Ansicht aus dem Bus war wegen der entgegenstehenden Sonne gar nichts zu erkennen. Auch vom Gipfel konnte ich nicht viel sehen.

Am Bärenlahnersattel beginne ich recht weit rechts (nördlich) auf angenehmem Gras den Abstieg. Rechts zieht ein System steiler Rinnen mit grobem Schotter herab, links öffnet sich bald eine tiefer werdende Schlucht. Ich bleibe lange auf meinem grünen Rücken, quere dabei ab und an auch mal über kleine Gräben nach links und rechts und komme auch durch ein paar Latschenfelder. Als die Latschen dichter und der Grasrücken steiler werden, wechsle ich bei günstiger Gelegenheit in einen rechtsseitigen größeren Graben, der an dieser Stelle aus einem steilen Abbruch entsteht.

Diesem Graben folge ich nun weiter. Er verläuft nahe unter der Schaufelspitze. Anfangs ist es etwas sandig und unangenehm, meistens aber weiter sehr bequem. Schließlich trifft der Graben mit der von links kommenden Schlucht zusammen. Genau hier bietet sich eine Möglichkeit, nach links aus dem nun vereinigten Graben hinauszuqueren.

Ab jetzt quere ich nur mehr schräg nach links durch Wald und Gebüsch. Dabei kann ich oft Tierpfaden folgen. Teilweise ist das Gelände steil, aber ich finde guten Halt. Einige kleinere Gräben müssen noch umgangen werden, einen durchklettere ich an einer brüchigen und erdigen Stelle, was die Schlüsselaktion des Tages darstellt (vielleicht II). Schließlich erreiche ich den auch in der Karte eingezeichneten Steig.

Steinmänner oder ähnliches sehe ich nicht. Ich glaube, dass ich im Vergleich zur Führerbeschreibung weiter rechts gehe und auch erst tiefer nach links quere. Hinterher bin ich froh und ein wenig stolz, dass alles so gut geklappt hat.

Auf den Forststraßen weiter unten halte ich mich links und komme schon ein Stück vor den Hagelhütten am Enger Bach heraus. Nachdem ich mich zunächst verschätze und mir Wasser in die Schuhe läuft, ziehe ich sie aus, durchquere den Bach und folge barfuß im herrlichsten Sommer der Straße zu den Hagelhütten. Dort verschwindet die Sonne gerade hinter einem Berg, als der Bus pünktlich um 16:42 Uhr kommt und mich aufsammelt. Um sieben Uhr bin ich am Hauptbahnhof.

Am 14. Oktober 2007 war ich schon einmal mit Tobi und Patrick oben. Katho und Alex haben wir damals am Binssattel zurückgelassen. Der Berg schaut noch genauso aus wie damals.

Alpengasthof Eng - 1200 m - 09:40 Uhr
Binsalm Niederleger - 1500 m - 10:08 Uhr
Binssattel - 1900 m - 10:50 Uhr
Sonnjoch - 2457 m - 12:07 Uhr
Abmarsch - 13:10 Uhr
Bärenlahnersattel - 1995 m - 13:50 Uhr
Hagelhütten - 1077 m - 16:00 Uhr

Insgesamt etwa 1350 Höhenmeter. Gehzeit im Aufstieg etwa 2:20 Stunden, im Abstieg 2:50 Stunden.