Grat schee

Bergtour
Karwendel
1600 Hm
Grubenkarspitze
2663 m
Dreizinkenspitze
2603 m

Am zweiten Tag meines Karwendelkurzurlaubs erwache ich bei frühem Tageslicht, will aber auf den auf 06:00 Uhr gestellten Wecker warten und schlafe weiter. So geht das ein paar Mal, bis ich doch einmal auf die Uhr sehe. Es ist kurz vor acht und der Wecker hat nicht geklingelt. Dafür bin ich jetzt gut ausgeschlafen.

Nach trotzdem gemütlichem Frühstück und dem Abbruch des Lagers fahre ich ins hintere Roßloch. Mein ursprünglicher Plan für diesen Tag war die Kaltwasserkarspitze über den Sägezahngrat, aber am Vortag habe ich eingesehen, dass ich mich das zumindest diesmal noch nicht alleine traue. Beim abendlichen Karten- und Führerstudium habe ich mir die Dreizinkenspitze (Nr. 1521 im AV-Führer) als einfaches Ersatzziel ausgesucht, mit der Möglichkeit einer Verschärfung und Verlängerung durch einen vorherigen Besuch der Grubenkarspitze über den Südgrat (Nr. 1532) und einen anschließenden Gratübergang zur Dreizinkenspitze (Nr. 1535). Erst während des Aufstiegs entscheide ich mich endgültig für diese Variante.

Am Ende des fahrbaren Wegs am Hinteren Boden steige ich vom Fahrrad auf die Füße um. Eine Dreiergruppe baut gerade ihr Nachtlager ab. Die haben noch länger geschlafen als ich. Während des Aufstiegs begegne ich mehreren weiteren Gruppen und Paaren im Abstieg, was mich rätseln lässt, wo die herkommen. Möglicherweise von der Biwakhütte an der Laliderer Wand. Auch am Abzweig zu diesem Biwak gibt es einen schönen und geschützten Lagerplatz.

Den Weg bis zur Scharte am Beginn des Südgrats der Grubenkarspitze finde ich trotz nicht durchgehend vorhandener Markierungen und Steigspuren leicht. Das letzte Stück über Geröll und Schutt ist mühsam. Ich hangle mich am rechten Rand des Kars an Felsen entlang.

Das plattige erste Stück des Südgrats macht Spaß und ist nicht sonderlich furchteinflößend. Der übliche Abstieg verläuft auch hier, was ich mir etwas unangenehmer vorstelle. Nach einer Weile wird der Grat flacher und reines Gehgelände leitet zum Gipfel. Der Deckel der Schachtel des Gipfelbuchs fehlt und das Gipfelbuch ist völlig durchweicht und nicht mehr zu gebrauchen.

Der Grat zur Dreizinkenspitze sieht insgesamt nicht wild aus. Gleich am Anfang kommt allerdings eine Scharte. Ich klettere eine kurze, leicht überhängende Stufe ab und weiche dann ein paar Meter in die linke Flanke aus. Während ich dort quere, merke ich, dass sich unter meinem rechten Griff ein Block von der Größe eines Mikrowellengeräts löst. Ich ziehe mich nach links und drücke den Brocken gleichzeitig rechts an mir vorbei. Mit spektakulärem Getöse verabschiedet er sich nach unten. Der weitere Weg bis zur tiefen Scharte vor der Dreizinkenspitze verläuft ohne besondere Vorkommnisse. Die Scharte erreiche ich wieder, indem ich etwas nach links in die Flanke ausweiche.

An der Dreizinkenspitze bin ich zu faul, den Führer herauszuholen und die Wegbeschreibung zu lesen. Stattdessen starte ich direkt an der rechten Seite des Pfeilers. Dort sieht es allerdings schwierig aus. Ich klettere ein paar Meter nach links, sehe eine Rinne, und meine auch, dort eine rote Markierung zu entdecken. Nach kurzer Abkletterei erreiche ich die Rinne, sehe die Markierung allerdings nicht mehr. Trotzdem steige ich die kaminartige Rinne bis einige Meter unter den Grat hinauf (ca. II). Dann quere ich an einer Wand einige Meter nach links und klettere entlang eines nach rechts ansteigenden Bands weiter (II bis III), bis ich links einen großen schotterigen Absatz erreiche. Von dort sind es nur noch ein paar leichte Schritte bis zum Gipfelkreuz.

Ich erkenne nun, dass das Kreuz nicht am höchsten der drei Zinken steht. Allerdings fehlt mir nach den letzten Klettermetern die Lust für weitere Abenteuer. Stattdessen bin ich froh, den versicherten Normalanstieg zu entdecken und für den Abstieg nutzen zu können. Der weitere Weg bis zum Fahrrad und schließlich zum Auto verläuft unspektakulär.

Fahrraddepot - 1280 m - 09:21 Uhr
Fahraddepot im Roßloch - 1420 m - 09:49 Uhr
Scharte zwischen Roßlochspitze und Grubenkarspitze - ca. 2500 m - 12:22 Uhr
Grubenkarspitze - 2663 m - 12:54 Uhr
Abmarsch - 13:04 Uhr
Dreizinkenspitze - 2603 m - 14:18 Uhr
Fahraddepot im Roßloch - 1420 m - 16:14 Uhr
Fahrraddepot - 1280 m - 16:40 Uhr
Parkplatz Scharnitz - 964 m - 17:24 Uhr

Etwa 200 Höhenmeter mit dem Rad und 1400 Höhenmeter zu Fuß.