Idealanstieg

Bergtour
Kaisergebirge
1650 Hm
Lärchegg
2123 m
Mitterkaiser
2001 m

Stille Kaiserrunde ohne die versprochene Aufklarung. Außer an der Fritz-Pflaum-Hütte begegne ich den ganzen Tag keinem Menschen. Einsamer als hier und heute ist es im Karwendel auch nicht, erst recht nicht auf den dortigen E-Bike-Strecken.

Ich parke in einer kleinen Bucht ein kurzes Stück oberhalb der Latschenölbrennerei. Der Aufstieg durch das Kleine Griesener Tor ist ganz nett. Linkerhand passiere ich eine tolle plattige Wand ohne erkennbare Routen. Vermutlich zu schwer. Sonst ist nicht allzu viel zu sehen, denn alle Gipfel sind in Wolken. So laufe ich zunächst auch am Abzweig zum Griesschartl vorbei, merke das dann aber schnell. Der geröllige Anstieg zum Nördlichen Griesschartl ist besonders im unteren Teil mühsam. Aber irgendwann ist es erreicht und die vom Alpenvereinsführer als »Idealanstieg im II. Schwierigkeitsgrad« bezeichnete Kraxelei (Nr. 642) beginnt.

Nach tagelangem Regen überrascht es nicht, dass der Fels stellenweise vor Nässe trieft. Obendrein ist er saukalt. So stellt sich im engen Kamin mit dickem Rucksack, erfrorenen Fingern und Bollerstiefeln auf glitschigen Tritten plötzlich ein unerwarteter Mangel an Plaisir ein. Ein Blick nach unten verrät mir aber, dass dies keine gute Gelegenheit ist, die Lust auf das Klettern zu verlieren. Ich tue mich an zwei Stellen relativ schwer, nach meinem Gefühl III. Dies mag aber auch daran liegen, dass ich den im Führer beschriebenen Ausstieg aus dem Kamin (»dort, wo er senkrecht wird«) offenbar verpasse und ihn erst direkt am Grasabsatz verlasse.

Der restliche Weg bietet weniger Schwierigkeiten. Die sogenannte plattige Querung ist für mich zunächst nicht eindeutig erkennbar, auch ein Weiterverfolgen des Risses scheint naheliegend. Von den anschließenden zwei kurzen Rissen kann ich nur einen entdecken, den ich also wähle. Dann folgt leichtes Gehgelände.

Die Aussicht vom Gipfel ist wolkenbedingt bescheiden.

Im Abstieg folge ich dem Normalweg. Die offenbar neu angelegte Seilversicherung verläuft nach meinem Eindruck stellenweise sehr ungünstig. In der Schuttreisse kann man stellenweise ganz gut abfahren.

Nun steige ich weiter zur Fritz-Pflaum-Hütte, die ich zuvor noch nie besucht habe. Hier nehme ich noch den Mitterkaiser mit (Nr. 646). Die offensichtliche Aufstiegsrinne ist leicht auszumachen. Beim Übergang zum Kreuzgipfel verlasse ich den Grat vor einer abschreckend aussehenden Scharte nach links (westseitig) in die Flanke und folge Steinmännern in leichtem Gelände, bis ich erst kurz vor dem Kreuz wieder zum Grat aufsteige und noch einmal kurz in die Ostflanke wechsle. Es wäre auch möglich, nach dem ersten Abstieg in die Flanke sofort wieder in die Scharte aufzusteigen und von dort ostseitig ein paar Meter etwas ausgesetzt am einschüchternd aussehenden Aufschwung vorbei zu traversieren, um dann direkt zum hier etwas schmaleren Grat zurückzukehren. So gehe ich später am Rückweg und stelle dabei fest, dass der Abstieg in die Flanke insgesamt unnötig ist, denn man kann auch an der vom Kreuzgipfel abgewandten Seite des Grats unschwierig direkt in die Scharte abklettern.

Schließlich steige ich durch das Große Griesener Tor ab, vorbei an sehr unerschrockenen Gämsen.

Parkplatz oberhalb der Latschenölbrennerei - 910 m - 09:48 Uhr
Kleines Griesener Tor - 1610 m - 11:11 Uhr
Nördliches Griesschartl - 1980 m - 12:24 Uhr
Lärchegg - 2123 m - 13:01 Uhr
Abmarsch - 13:33 Uhr
Fritz-Pflaum-Hütte - 1866 m - 14:40 Uhr
Mitterkaiser Kreuzgipfel - 2001 m - 15:22 Uhr
Abmarsch - 15:43 Uhr
Parkplatz oberhalb der Latschenölbrennerei - 910 m - 17:31 Uhr

Etwa 1650 Höhenmeter.